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Schmelzende Baumwolle

Für die 'Deutsche Entwicklungshilfe' gab ich in der Gewerbeschule Groß Gerau Unterricht für Menschen aus Entwicklungsländern.

In der ersten Frühstückspause ging ich mit einem jungen Neger etwas spazieren. Es begann zu schneien. Ich fragte ihn, ob er schon einmal Schnee gesehen habe. Und so erzählte er:

"Als ich nach Deutschland kam gab es keinen Schnee. Aber als ich am nächsten Tag aus dem Fenster schaute, war alles weiß. Ich fragte mich: Wo kriegen die so viel Baumwolle her? Dann ging ich hinaus und nahm sie in die Hand. Und es fühlte sich an wie Baumwolle. Plötzlich war sie jedoch weg und meine Hände waren naß.. Da erinnerte ich mich an meine Großmutter, die mir vom Schnee erzählte. Das wird es wohl gewesen sein!"

Gleich zu Anfang des Unterrichts fiel mir ein junger Mann aus Afrika auf, der leuchtend rosa Fingernägel hatte. Zu ihm ging ich hin und sagte ihm, daß mir dies sehr auffallen würde und wollte wissen, was es damit auf sich habe.

"Oh," meinte er "ich habe erst geheiratet. Und bei uns ist es üblich, daß dann auf die Fingernägel der Saft einer Pflanze (er sagte mit deren Namen) geträufelt wird, wodurch dann dieses leuchtende Rosa entsteht." - "Ja, trägt ihr keine Eheringe?" fragte ich. "Nein, das kennen wir nicht." - "Aber die Nägel wachsen doch heraus, und dann sieht man doch gar nicht mehr, daß man verheiratet ist." - "Ja, dann sieht man nicht mehr, daß man verheiratet ist," bestätigte er.