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Rauf zum 3. Stock

Wie fast jedes Jahr führte uns unser Sängerausflug wieder nach Tirol in Österreich. Und wie auf jedem Ausflug des Sängerclubs war ein Sängerabend oblgatorisch. Und da wir aufgrund unserer Anzahl in 3 Hotels untergebracht waren, suchten wir eines davon für diesen Abend aus, eines, das auch den passenden Raum für uns hatte.

In unserem feuchtfröhlichen Kreis wurde viel gesungen, gelacht und geredet. Und so war es nicht verwunderlich, daß die Zeit davoneilte und es weit nach Mitternacht wurde. Langsam machte sich ein großer Teil von uns schließlich auf zu unseren beiden anderen Hotels. Und Potz der Dauß! Gleich das erste war verschlossen! Wir klingelten an der Haustüre und klopften. Aber keinerlei Zeichen, daß uns jemand die Türe aufschließen würde, konnte vernommen werden. Dabei hatte der Wirt doch versprochen, den Schlüsselbund des Hotels innen stecken zu lassen und die Türe nicht zu verschließen!

Was nun?

So standen wir vor dem Hotel und überlegten, was man tun könnte, und immer wieder schauten wir am Hotel hoch. Ja, im 3. Stockwerk stand die Balkontüre offen. Der Weg dort hinauf und hinein war jedoch offensichtlich nicht erreichbar.

Nicht lange dauerte es, bis mich meine Sänger musterten und einer dann meinte, daß ich doch da hinaufsteigen könne, um dann letztlich von innen die Hoteltüre zu öffnen. Schließlich sei ich der Jüngste und wäre dazu am Besten geeignet! Und das Fallrohr des Dachkandels ging ja auch direkt im Eck Hauswand-Balkon nach unten. Da könnte ich mich doch hochhangeln.

Aber nein, das geht doch nicht! Noch nie hatte ich es in der Schule geschafft, an einer Stange oder gar einem Seil hochzuklettern! Aber man guckte mich ständig sehr auffordernd an und machte mir klar, daß ich es doch wenigstens versuchen solle.

Und so habe ich mich am Fallrohr festgehalten, mich daran hochgezogen und mit meiner Hose an der rauen Hauswand ein Abrutschen verhindert!

Ich hatte es geschafft!, stieg über das Balkongeländer und dann durch die Balkontüre hinein ins Zimmer, ging durchs Zimmer und schaltete das Licht an. Und da lag im Bett unser ältester Sänger – mit Zipfelmütze! Klar, daß er aufwachte und erstaunt blickte!

Schnell entschuldigte ich mich bei ihm, schloß die Zimmertüre Richtung Hotelflur auf, schaltete das Licht aus und ging hinunter zum Erdgeschoß, wo ich meinen Sängerfreunden den Hoteleingang aufschließen konnte, denn der Schlüsselbund steckte, wie versprochen, im Schloß.

Hätte ich dies im nüchternen Zustand gemacht? Ich denke nicht! Denn die Gefahr, daß etwas passieren konnte, war zu groß!