Springe zum Inhalt

Ging von seinem Dorf weg und fand nie mehr zurück

Einer meiner Schulungsteilnehmer aus Kamerun erzählte mir seine ganz persönliche Geschichte:

Er wohnte irgendwo in einem kleinen Dorf im Urwald, war behütet und wußte kaum etwas von der großen, weiten Welt. Und als er älter war, schon ein junger Mann und nahezu 20 Jahre alt, wagte er es sich weiter weg von seinem Dorf und kam zu einer Straße, die nicht asphaltiert war und nur eine lehmige, staubige und grobe Fahrbahn hatte. So etwas war neu für ihn, und er staunte nicht schlecht.

Und wie gewohnt betrachtete er ganz genau die Oberfläche der Straße, ob er da vielleicht Spuren eines Tieres entdecken könnte.

Durch ein für ihn fürchterliches Geräusch wurde er aufgeschreckt! Was war das? Er, eingehüllt in Staub, spürte, daß da ein ihm unbekanntes, wildes Tier vorbeirannte. Und als sich der Straßenstaub schließlich legte und er wieder klar sehen konnte, traute er seinen Augen nicht: Die Fußspur eines ihm völlig unbekannten Tieres war im Straßenboden eingedrückt.

Was für ein Tier mag das wohl gewesen sein? Er bemühte sich vorzustellen, wie es aussehen könnte. Aber das ging nicht! Denn die beiden Spuren des Tieres passten zu nichts, was er kannte. Und wie er grübelte vernahm er schon wieder solch ein fürchterliches Geräusch.  Und erneut war er in Staub gehüllt, während das Ungetüm an ihm vorbeirannte.

Und schon wieder zwei neue Spuren in der Straße! Schmale Spuren, die langzogen waren und ohne Unterbrechung immer weiter gingen. Was für Füße dieses Tier wohl hatte? Nein! Nichts passte in seine Vorstellungswelt hinein! Er sah etwas, das es ja eigentlich gar nicht geben konnte!

Und nun schon wieder dieses furchterregende Geräusch! Und ein Auto kam quietschend vor ihm zu stehen.

Der Fahrer kurbelte die Seitenscheibe herunter und fragte ihn, was er denn da auf dem Boden suche.

Und dieser erzählte ihm von den merkwürdigen, erlebten Vorgängen.

"Aber das sind doch Spuren von Autos! Kennst Du so etwas nicht?" - Nein, woher denn?

Und der Fahrer lud ihn zu sich hinein ins Auto und fuhr los. Neu und interessant waren die Eindrücke des Urwaldes von der Straße aus! Aber nach etwa 3 Stunden, als es schon zu dämmern begann, wollte unser Freund nun doch wieder nach Hause.

So fuhren sie wieder zurück. Nur, wo genau war er aus dem Urwald herausgekommen? Und so sehr sie sich auch bemühten, sie fanden die Stelle nicht! Ist ja auch klar, denn vom Dorf unseres Freundes zur Straße führte kein Weg! Er war einfach so durch den Urwald gegangen, nur einiges weiter als sonst und kam so zufällig zur Straße.

Und was sollten sie nun tun? Der Fahrer des Autos schlug vor, einfach zur Stadt zu fahren. Dort könne unser Freund ja unter der Eingangstreppe eines Hotels übernachten und am nächsten Morgen im Hotel um eine Tätigkeit nachfragen.

Und so tat er. Er bekam in Douala eine Anstellung im Hotel, verdiente etwas Geld und lernte ein Mädchen kennen, das ihn liebte. Und eines Tages erhielt er sogar ein Angebot, auf dem Flughafen der Stadt eine Stelle anzunehmen! Aber nun mußte er sich auch weiterbilden und wurde so nach Frankreich und Deutschland geschickt. In beiden Ländern betreute ich ihn und seine Kollegen.

Seine Eltern, seine Familie, sein Dorf sah er nie wieder!